Mit PV das Auto tanken? – Teil I –

Viele haben die Idee mit ihrer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach das E-Auto zu betanken und damit etwas für die Umwelt zu tun. Funktioniert das?

1 kWh Kapazität des Autoakkus entspricht ungefähr einer Reichweite von 7 bis 10 km. Würde man vergleichbare Reichweiten von Akku-Autos wie Dieselautos erreichen wollen, müsste man also Akkus im Bereich von > 80 kWh in die Autos einbauen. Das funktioniert vom Gewicht und Platz schon nicht und auch würden die Autos dann noch viel teurer als sie sowieso schon sind. Die meisten E-Autos haben eine Kapazität zwischen 24 und 50 kWh. Gehen wir mal von der üblichen Größe von ca. 32 kWh aus. Ziel des Ladens sollte sein, dass man die komplette Kapazität aufladen können sollte, damit man auch die maximale Reichweite zur Verfügung hat. Also sollte die PV-Anlage ca. 32 kWh Energie erzeugen. Um positiv an die Sache zu gehen, nehmen wir das Leistungsmaximum im Sommer einer PV-Anlage. Was bringt so eine PV-Anlage im Sommer? Hierzu nachfolgende Grafik, die monatsweise zeigt, was an Energie bei 1 kWpel erzeugt wird

Quelle: www.solaranlagen-ratgeber.de – Ertrag kWh je installiertem kWpel

Für den Monat Juni kommt man also auf beachtliche 130 kWh für 1 installiertes kWpel. Pro Tag im Schnitt also auf 4,33 kWh/kWpel. Um die gewünschten 32 kWh zu erzeugen benötigt man also 7,3 kWpel installierte Leistung.

Was bedeutet 1 kWpel für den notwendigen Flächenbedarf. Je nach Qualität des PV-Moduls sind dies in der Regel ca 10 qm Fläche für 1 kWpel. Damit bräuchten wir für die o. g. Energiemenge eine unverschattete, südorientierte Fläche von 73 qm. Bei einem freistehenden Einfamilienhaus mit 12m x 12 m Grundfläche mit einem 30° geneigtem Süddach (optimale Sommerausrichtung für PV) eine Fläche von ca 83 qm. Sollten da noch Fenster oder der Schornstein drin sein, dann wird das ziemlich eng, funktioniert aber u. U.. … …. Oder?

Kleines Problem: Die Sonne scheint tagsüber, das Auto ist gar nicht da. Das heißt, man müsste die Energie zwischenlagern in einer separaten Batterie. Das ist technisch natürlich möglich, braucht lediglich Platz, kostet Geld und verschlechtert die Ökobilanz des Autos zusätzlich, da der CO2-Rucksack des zusätzlichen Akkus dem Auto zuzurechnen ist. Problematisch wird es zudem, wenn man auch noch ein zweites Auto, Zweirad etc hat, das ebenfalls solar betankt werden soll.

Wie sieht das ganze nun im Winter aus? Gemäß der oben gezeigten Grafik ist der schlechteste Monat November oder Dezember mit ca 20 kWh/kWpel. Das sind im Schnitt pro Tag dann 0,66 kWh/kWpel. Um damit 32 kWh Energie zu tanken, müsste die Dachfläche dann schon 48 kWpel installiert haben oder 480 qm Photovoltaik-Fläche. Das übersteigt dann die übliche Hausgröße um ein Vielfaches.

Damit kann man festhalten: Im Hochsommer besteht eine theoretische Möglichkeit mit der PV-Anlage das Auto zu beladen, allerdings ist für die praktische Umsetzung ein zusätzlicher „Tageszwischenspeicher“ zu installieren, der sowohl finanziell als auch ökologisch das Elektroauto uninteressanter macht. In Frühjahr, Herbst und Winter ist dies mit im Wohnungsbau üblichen Dachflächen nicht möglich.

Energieberatung im Gebäudebereich, sachlich orientiert, fachlich fundiert:
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