Die Saarbrücker Zeitung titelt auf Seite A9 vom 22. Juli 2015: „Bauen wird immer komplizierter“
Hans-Ludwig Bernadi, Präsident des AGV beklagt laut Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 22. Juli 2015, dass Städte und Gemeinden eigene Baukompetenz durch den Zukauf externer Ingenieurleistungen ausgleichen. „Hierin liegen die Gründe für Planungswirrwarr, Fehlentscheidungen und Kostensteigerungen, “ sagte Bernardi. Dann werden zunehmend die Energieeinsparverordnung und der Brandschutz als Kostentreiber genannt. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung „Tag der Bauwirtschaft“ fordert Bernadi wiederkehrende Straßenbaubeträge, damit die Kommunen eingenverantwortlich Straßen sanieren können. Damit würde die Attraktivität der Städte und Gemeinden steigen.
Bei all diesen Punkten stellt man sich zunächst die Frage, was die Überschrift mit dem Artikelinhalt zu tun hat?
Aber unabhängig davon, was ist zu Herrn Bernardis Analyse aus Architektensicht zu sagen?
fachliche Kompetenz der Städte und Gemeinden: Das Problem ist nicht, dass es externe Planer gibt, die für den Staat planen. Das Problem ist, dass tatsächlich bei den Städten und Gemeinden immer weniger Leute sitzen, die die Planer fachlich verstehen und Entscheidungen treffen können und – vor allem – dürfen. Ebenso ist das Problem, dass bei vielen Projekten das Ziel der Maßnahme nicht klar ist, höchstens das Geldvolumen. Letzteres ist nicht selten politisch motiviert und hat dann mit der Realität nichts zu tun. Nach dem Motto: Jetzt fangen wir erstmal an. Wenn der Anfang gemacht ist, kann man nicht mehr aufhören – Siehe 4. Pavillon des Saarlandmuseums. Dass durch diese Vorgehensweise das jeweilige Projekt insgesamt wesentlich verteuert wird (Umplanungskosten, Stillstandskosten, Nachträge etc) ist offensichtlich und scheint im politischen Kalkül keine Rolle zu spielen.
Energieeinsparverordnung (EnEV): Dass durch die EnEV der Neubau teurer geworden ist, ist faktisch nicht belegbar. Eine entsprechende Studie des deneff zeigt genau das Gegenteil. Heute werden Gebäude in einem besseren Standard zu gleichen Preisen wie früher gebaut.
Studie Kostensteigerung infolge EnEV?
Brandschutz als Kostentreiber: Brandschutz ist Lebensschutz. Ob die Forderungen hier überzogen sind, hängt davon ab, wieviel Risiko man bereit ist, einzugehen. Diese Forderungen pauschal als überzogen abzukanzeln ist sehr fragwürdig. Es hängt – wie vieles im Leben – vom Einzelfall ab. Und es hängt von den kreativen Lösungen ab. Aus der eigenen Erfahrung im Büro SCHNEEWEISS ARCHITKTEN kann man feststellen, dass es für ein und dieselbe Fragestellung im Brandschutz viele Lösungen gibt: teurere und billigere. Bei den günstigeren Lösungen ist aber meist der Planungsaufwand größer. Das muss man auch bereit sein zu bezahlen.
Wiederkehrende Straßenbaubeträge: Ob durch wiederkehrende Straßenbaubeträge unsere Städte wirklich schöner werden…. ? Neu asphaltierte Straßen führen nicht zu schönen Städten…