In seinem Jahresrückblick 2018 kann man Dieter Nuhr über Klimawandel und Energiesparen folgendes sagen hören und sehen:
ab 17:38 „Mir hat der Sommer – ich fand ihn toll! (…) Wenn das die Klimaerwärmung war, das im Sommer (…) Ich bin teilweise (…) abends noch mit Vollgas im 1. Gang um den Block gefahren, damit es so bleibt“
Ab 26:30 lässt er sich zu Wärmedämmung aus:
„Wir setzen auf Wärmedämmung… Unsere Wohnungen sind inzwischen so gedämmt, dass man in ihnen erstickt, wenn man den Weihnachtsbaum zu lange brennen lässt. Deswegen haben Fensterrahmen so Klappen, wo die Luft rein kann. Fenster in meiner Bude haben dreifach Glas, damit keine Luft durchkommt, aber damit Luft durchkommt, macht man Schlitze in die Fensterrahmen mit so einer Klappe wie 1950 … damit Luft durchkommt durch die Fenster, durch die keine Luft durchkommen soll, verstehen Sie? Das ist …“ Geste: Hand-gegen-Kopf-schlagen
Im weiteren äußert er sich darüber, dass angeblich die hohen Anforderungen (aus dem Bereich der Wärmedämmung?) den Mietwohnungsbau verhindern würden.
Diese durchaus pointierten Sätze des Kabarettisten sind lustig, aber leider inhaltlich falsch und bedürfen einer sachlichen und vor allem nicht hysterischen Richtigstellung:
Der Sommer 2018 war der regenärmste Sommer seit Jahrzehnten und hat zu Ernteausfällen, Wasserknappheit, Waldbränden etc. geführt. Um in dem Denksystem von Herrn Nuhr zu bleiben – den Grundfesten des Kapitalismus – kann man auch hier auf die Versicherungswirtschaft verweisen. Die Münchner Rück wird zunehmend mit Zahlungen von Wetterereignissen belastet, die die Versicherung auf den Klimawandel zurückführt.
Vergleiche hierzu: https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/studie-der-munich-re-versicherer-warnen-vor-klimawandel/7043678-2.html
Auf der nicht-kapitalistischen Ebene sprechen wir von der Vernichtung von Existenzen, von Flucht vor Dürre, von Flucht vor steigenden Meeresspiegeln, vor weltweiten sozialen Verwerfungen in ungeahntem Ausmaß, vom Sterben unzähliger Tierarten, vor Migration der Natur, von einer Welt, die sehr gut ohne Menschen auskommt. Von Menschen, die aber auf dieser Welt zunehmend schlechter zurechtkommen werden. Herrn Nuhr fällt dazu nur ein: „Der Sommer 2018 – ich fand ihn toll“. Da empfehle ich doch eine kleine Horizonterweiterung.
Dann äußerst sich Herr Nuhr über Wärmedämmung. Da ist fachlich so viel Falsches drin, was ich ihm nicht vorwerfen möchte. Er ist kein Techniker, er ist im besten Fall ein Kaberettist. Wenn er allerdings durch seine Mittel dafür sorgt, dass gesellschaftlich notwendige Entwicklungen verhindert werden, dann ist ein Widerspruch bzw. eine Richtigstellung unerlässlich.
- Die Verglasung eines Fensters hat nichts, aber wirklich gar nichts mit der Luftdurchlässigkeit zu tun. Ein Fenster mit einer Einfach-Verglasung lässt genauso viel Luft durch wie mit einer Dreifachverglasung. Glas ist dicht, ob einfach, zweifach oder dreifach. Oder können Sie durch eine einfache Glasscheibe hindurch atmen, aber durch eine doppelte… da funktioniert das einfach nicht? Die Verbindung Glas-Luftdurchlässigkeit ist völliger Unsinn.
- Menschen brauchen Luft zum Atmen. Das ist so und das bleibt so. In einer energetischen Betrachtung dieses Themas ist der aktuelle Erkenntnisstand, dass dieser notwendige Luftaustausch am energetisch sinnvollsten so geregelt wird, dass man dies nicht dem Zufall überlässt, sondern dass man dies kontrolliert tut. Dem Zufall überlässt man es, wenn man undichte Fenster einbaut und davon ausgeht, dass der Wind schon dafür sorgt, dass Luft ausgetauscht wird. In so einem Fall wird Luft dann ausgetauscht, wenn draußen Wind oder starker Wind ist. Bei zarten Brisen oder Windstille wird nahezu keine Luft ausgetauscht. Aber den Wind interessiert es nicht, ob der Mensch in der Wohnung gerade frische Luft braucht oder nicht. Das erschließt sich jedem, dass das keine gute Lösung ist. Die Lösung ist also entweder selbst die Fenster in regelmäßigen Abständen zu öffnen oder wenn man sich darum nicht kümmern will, eine kontrollierte Wohnungslüftungsanlage. Diese misst den Feuchte- und CO2-Gehalt im Raum und tauscht soviel Luft aus wie nötig. Idealerweise mit Wärmerückgewinnung. Dass Herr Nuhr nun Schlitze im Fensterrahmen hat, ist weder die eine noch die andere Lösung und zeigt nur, dass es besser gewesen wäre, jemand anderen mit der Planung zu beauftragen.
Bei Fragen um Energieeffizienz und Energiesparen sollte man besser auf die Leute hören, die sich damit auskennen, z. B. uns: SCHNEEWEISS ARCHITEKTEN
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein Frohes Neues Jahr 2019
Danke für den richtigen und unaufgeregten Kommentar