Erfolg des Bauens

Die Erfolgszutaten zum Gelingen des Bauens

Der Erfolg einer Baustelle ist keine Selbstverständlichkeit

Angesichts medienwirksam gescheiterter Bauvorhaben reagiert der interessierte Laie mit Unverständnis. Was ist so schwer am Bauen?

Hierzu ein kleines, vielleicht banales Beispiel:

In meinem Büro wollte die Vermieterin neue Fenster einbauen. Diese Fenster sollten neben einem besseren Wärmeschutz vor allem den Schallschutz zur Stadtautobahn verbessern. Sie erteilt einem Handwerker den Auftrag, entsprechende Fenster einzubauen. Angeboten wurden Fenster mit Kunststoffrahmen und einer Schalldämmung von 39 dB und gleich dazu noch neue Rollladen. Der Fensterbauer wollte – wie immer – für die Fuge zwischen Rahmen und Laibung eine Multifunktionskompriband einbauen. Das Multifunktionskompressionsband muss in diesem Fall viele Funktionen erfüllen:

  • Schalldämmung
  • Schlagregensicherung
  • Luftdichtigkeit
  • innere Diffussionsdichtigkeit
  • Wärmedämmung

Vor Ort ergab sich dann nach dem Ausbau der Fenster folgendes: Die Fuge, in der das alte Fenster saß, war tief ausgebrochen, stark unregelmäßig und recht tief.

Es gab also viele Fragen:

  1. Hat das Multifunktionsdichtungsband überhaupt die Zulassung bzw. ein entsprechendes Prüfzeugnis, um all diese Anforderungenauf einmal zu erfüllen?
  2. Wenn ja, unter welchen Bedingungen kann es diese Anforderungen erfüllen? Auch bei der vorgefundenen Fugengeometrie?

Die gute Nachricht war, dass es ein Multifunktionskompriband gab, das tatsächlich all diese Prüfzeugnisse vorweisen konnte. Es stellte sich allerdings heraus, dass das Multifunktionsdichtungsband, um all diese Anforderungen zu erfüllen, eine Stauchung auf ca 1/3 der maximalen Dicke über die gesamte Breite haben muss. Dies ging nun aus verschiedenen Gründen nicht:

  1. Die Laibung des Bestands ist nicht lotrecht. Dadurch klafft die Fuge zwischen Rahmen und Fenster zwischen 8 und 30 mm auf. Die zulässigen Fugendicken des verwendeten Kompressionsbandes gingen aber nur von 5 bis 10 mm bzw. von 10 bis 20 mm. Ein Kompressionsband mit zulässiger Fugendicke von 5 bis 30 mm war nicht zu besorgen

    Fuge zu breit für das gewählte Kompriband
    Ein Kompriband muss auf die tatsächliche Fugenbreite abgestimmt sein
  2. Durch den Ausbruch der Anschlussfuge wäre das Kompressionsband lediglich über eine Tiefe von ca. 10 bis 20 mm an der Laibung angelegen. Danach öffnet sich die Ausbruchstelle des alten Fensters so weit, dass ein Kontakt zwischen Kompressionsband und Laibung nicht mehr garantiert werden konnte.

IMG_3590

Die Anschlussfuge ist stark ausgebrochen –
ein vollflächiger Kontakt des Kompribands
mit der Laibung damit nicht möglich

 

Dem ausführenden Monteur vor Ort sind solche Probleme reichlich egal. Er hat den Auftrag möglichst schnell zu montieren. Die Zielvorstellungen der Maßnahme kennt er – wie auch in diesem Fall – meist nicht. Wenn an dieser Stelle also von dritter Seite nicht massiv eingegriffen worden wäre, so wäre ein teures Fenster eingebaut worden, das leider als Gesamtpaket nicht funktioniert hätte. In der Folge gab es erhebliche Verzögerungen, mein Büro war längere Zeit nicht wirklich nutzbar, der Handwerker war aufgrund der „unnötigen“ Störung verärgert, weil ihm die Kosten davonliefen. Jetzt musste auf die Schnelle eine Lösung erarbeitet werden, die mit den jetzt gegebenen Randbedingungen klar kommt. Soetwas ist für alle Beteiligten nicht schön und zeigt im Kleinen, dass Bauen schon bei banalen Aufgaben scheitern kann.

Was hätte man besser machen können? Es ist nicht so schwer:

  • gute und überlegte Planung, die auf die Einbausituation und auf die Ziele der Maßnahme abgestimmt ist. Dabei wäre im Vorfeld bereits klar gewesen, dass zur Verwendung eines Multikompressionsbandes zunächst die Ausbruchfugen des alten Fensters behandelt hätten werden müssen oder man hätte sich von vornherein für ein anderes System entschieden.
  • Bauüberwachung: Bei einer entsprechenden Bauüberwachung fallen Probleme und zuvor unbekannte Fragestellungen auf und können fachgerecht mit dem Handwerker gelöst werden.
  • qualifiziertes Handwerk: Ein guter Handwerker sollte mehr als ein Architekt wissen, da er als Spezialist sich ausschließlich um sein Gewerk kümmern muss. Die Aufgabe eines entsprechend qualifizierten Handwerkers ist es auch, rechtzeitig auf Zielkonflikte und Probleme aufmerksam zu machen. Die Augen-Zu-Und-Durch-Mentalität hat auf der Baustelle im Sinne der fach- und sachgerechten Ausführung nichts zu suchen. Hier muss das Handwerk (wieder) seine Verantwortung an- und übernehmen.

Dieses kleine Beispiel zeigt, dass es keine Ersparnis für den Bauherrn darstellt, auf eine qualifzierte Planung und Bauüberwachung zu verzichten. Es zeigt aber auch, dass die Qualität des Ergebnisses ganz wesentlich von der Qualität der ausführenden Firma abhängt. Die Realität wird durch die Firma geschaffen. Damit diese aber Qualität erzeugen kann, braucht sie klare Vorgaben und die Formulierung eines überlegten Lösungsvorschlages.

SCHNEEWEISS ARCHITEKTEN sieht sich diesem Vorgehen verpflichtet. Wir legen Wert auf qualifizierte und überlegte Planung und auf die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit mit den Handwerkern.

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