Schimmel trotz Dämmung?

Wegen Schimmelprobleme im Kantenbereich Kellerdecke zu aufgehender Außenwand wurde ich vor Jahren zu Rate gerufen. Ich habe damals im Januar 2015 neben der fachgerechten Schimmelbeseitigung eine Dämmung der Außenwand und der Kellerdecke empfohlen. Ende 2019 wandte sich der Kunde erneut an mich. Kellerdeckendämmung und die Dämmung der Außenwand wären erfolgt, aber die Schimmelprobleme bestünden weiterhin. Ich war zugegebenermaßen stark irritiert und musste mir die Situation unbedingt vor Ort ansehen.

Der Ortstermin bestätigte die Aussagen. Es gab eine Außenwanddämmung und eine Kellerdeckendämmung. Es dauerte aber nicht lange, um festzustellen, dass die Ausführung leider falsch war. Die Außenwanddämmung hörte viel zu weit oben auf. Dadurch gab es im eigentlich kritischen Bereich keine Dämmung. Wie gravierend der Fehler ist, habe ich in einigen Berechnungen im Nachgang nachvollzogen.

Hier zunächst die Situation beim Ortstermin:

Wärmedämmverbundsystem endet mit Oberkante Kellerdecke
Wärmedämmverbundsystem endet mit Oberkante Kellerdecke
Eckdetail Alu-Abschluss-Schiene des Wärmedämmverbundsystems
Eckdetail Alu-Abschluss-Schiene des Wärmedämmverbundsystems

 

Bei der Berechnung habe ich zunächst – etwas vereinfacht – die Situation nachgestellt, die vor der „Sanierung“ mit Außenwanddämmung und Kellerdeckendämmung vorhanden war.

Wärmebrückendämmung des unsanierten Übergangs Kellerdecke-Außenwand
Wärmebrückendämmung des unsanierten Übergangs Kellerdecke-Außenwand

Auf der Simulation ist zu sehen, dass die Temperatur in der Kante Kellerdecke / Außenwand mit 10,1°C so niedrig liegt, dass die nach DIN 4108-2 geforderte Grenztemperatur von 12,6°C deutlich unterschritten wird. Temperaturen unter 12,6°C gelten als Voraussetzung zur Schimmelbildung.

Mit dieser Situation habe ich die vor Ort angetroffenen Ausführung verglichen:

Wärmebrückenberechnung falsche Ausführung
Wärmebrückenberechnung der falschen Ausführung mit zu hohem Abschluss der Dämmung und Alu-Abschlussschiene

Trotz der umfangreichen Dämmarbeiten steigt die Temperatur im Kantenbereich nur auf 11,1°C, also nur um ein Kelvin. Damit ist die Temperatur immer noch deutlich unter der geforderten Grenztemperatur. Zusätzlich negativ wirkt sich die Alu-Schiene als Abschluss des Wärmedämmverbundsystems aus. Der Einfluss dieses kleinen Bauteils ist hier dargestellt.

Wärmebrückenberechnung der falschen Ausführung mit zu hohem Abschluss der Dämmung OHNE Alu-Abschlussschiene
Wärmebrückenberechnung der falschen Ausführung mit zu hohem Abschluss der Dämmung OHNE Alu-Abschlussschiene

Hätte man einen wärmebrückenfreien Abschluss gewählt, so wäre die Kantentemperatur immerhin bei  11,5°C. Das heißt, dass dieses kleine Bauteil einen Temperaturunterschied von fast einem halben Grad auf der Innenoberfläche ausmacht. Dies liegt daran, dass Aluminium ein sehr guter Wärmeleiter ist. Der negative Effekt dieser „Standard“-Lösung darf nicht unterschätzt werden.

Im Vergleich nun die fachlich richtige Lösung. Die Dämmung wird bis deutlich unter die Unterkante der Kellerdecke geführt. Die Kellerdeckendämmung endet auf gleicher Höhe:

Wärmebrückenberechnung der fachlich richtigen Ausführung von Außenwanddämmung und Kellerdeckendämmung
Wärmebrückenberechnung der fachlich richtigen Ausführung von Außenwanddämmung und Kellerdeckendämmung

Deutlich ist zu sehen, dass die Oberflächentemperatur der Kante Kellerdecke zu Außenwand auf 16,8°C steigt. Damit wird die geforderte Mindesttemperatur deutlich überschritten. Das Risiko von Schimmelbildung geht damit gegen Null. Das war die Empfehlung aus dem Jahr 2015.

Der beschriebene Fall zeigt erneut, dass man beim Dämmen viel falsch machen kann. Das liegt aber nicht an der Dämmung, sondern an den Ausführenden. In diesem Fall sogar an einer „professionellen Fachfirma“. Und auch diese Erfahrung wiederholt sich in den letzten Jahren immer wieder. Das Verständnis der Fachfirmen für die Problemstellen ist noch in viel zu geringem Ausmaße ausgebildet. Gut, wenn man in solchen Fällen auf einen qualifizierten Planer zurückgreifen kann.

Bei Fragen zur Wärmedämmung und energetischen Sanierung: SCHNEEWEISS ARCHITEKTEN

 

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