Tag der Architektur 2015

Am 27. und 28.Juni 2015 findet wieder der Tag der Architektur im Saarland statt. Das Büro SCHNEEWEISS ARCHITEKTEN nimmt dieses Jahr mit dem Projekt „denkmalgerechte Sanierung des Stellwerk E im Weltkulturerbe Völklinger Hütte“ teil.

Zu besichtigen ist dies am Sonntag, den 28. Juni 2015. Führungen finden um 14:00 Uhr, 15:00 Uhr und 16:00 Uhr statt. Bei Teilnahme an einer Führung ist der Eintritt in das Weltkulturer be Völklinger Hütte kostenlos.

Die Kokerei der Völklinger Hütte wurde 1897 als Erweiterung des bestehenden Hüttenwerkes angelegt und in den folgenden Jahrzehnten erweitert und ausgebaut. Die Stilllegung erfolgte gemeinsam mit dem Hüttenwerk 1986. 1996/97 wurden Teilbereiche der Kokerei abgebrochen. Das Stellwerkerhaus E liegt unmittelbar am Besucherweg und war vor der Maßnahme nur provisorisch gesichert.

Bei dem Stellwerkhaus E handelt es sich um ein wichtiges Einzelbauwerk, das zu der Hängebahnanlage gehört, die als besonderes Begichtungssystem ein Alleinstellungsmerkmal der Völklinger Hütte darstellt. Das Gebäude wurde nicht nur als Stellwerk genutzt, sondern auch zum Wiegen der mit Koks befüllten Hängebahnwagen. Es stellt somit auch die Schnittstelle zur Kokerei dar, deren Bedeutung für das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ebenfalls sehr hoch einzuschätzen ist. Vor dem Hintergrund der Großbauteilen des Weltkulturerbes Völklinger Hütte mit Gebläsehalle und Hochofengruppe etc. dokumentiert das Stellwerk als Kleinelement den menschlichen Maßstab und die Arbeitsverhältnisse der Mitarbeiter. Aufgrund der Nähe zum Stahlkohleturm war es erforderlich, bei der Sanierung so vorzugehen, dass möglichst weiterhin ein authentischer Eindruck der Anlage entsteht.

Zum Beginn der Maßnahme fand man einen ruinösen Zustand vor: undichtes Dach, zerstörtes und durchfeuchtetes Mauerwerk, zerstörter Innen- und Außenputz, weitgehend zerstörte Holzfenster, Betonabplatzungen an Trägern und Stützen mit verrosteter bzw. zerstörter Bewehrung, zerstörte Bodenbeläge und Mobiliar. Durch intensive Bestandsanalyse, Sichtung alten Planmaterials und alter Fotos konnte der Originalzustand zum Zeitpunkt der Denkmalwerdung weitgehend rekonstruiert werden. Nach Analyse des Istzustandes wurde ein Sanierungskonzept entwickelt. Aufgrund der weitgehenden Zerstörungen im Obergeschoss wurde hier das Ziel einer Sanierung durch Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes verfolgt. Für das Erdgeschoss wurden lediglich Reparatur- und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Durch dieses Konzept kann im sanierten Obergeschoss nachvollzogen werden, welches Schmuckstück sich die Arbeiter inmitten des von Teer, Staub, Hitze und Dreck belasteten Arbeitsplatzes ursprünglich hingestellt hatten. Der elegante Holzboden, die eleganten Holzfenster, die Farbgebung. Alles erweckt überraschtes Erstaunen. Im Erdgeschoss sind die Abnutzungserscheinungen durch den Berufsalltag, die Geschichte des Ortes nachvollziehbar. Von außen glänzt es als helle Perle im Ruß, Rost und Staub der Kokerei.
Technisch stellte die Sanierung eine große Herausforderung dar. Die ursprüngliche Bauausführung entspricht weitgehend nicht mehr den heutigen technischen Anforderungen. Eine Anpassung an heutige Richtlinien ist aber denkmalpflegerisch nicht vertretbar, da diese die optische Gestalt weitgehend zerstört hätten. So musste für jedes Bauteil entschieden und festgelegt werden, wie weit man den Originalzustand herstellen kann und trotzdem so weit wie möglich den aktuellen Richtlinien zu entsprechen. Eine Gratwanderung, die aufgrund der intensiven Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt des Saarlandes und dem Bauherrn zu allgemeiner Zufriedenheit gemeistert wurde.
Als Energieberater war es uns zudem ein Anliegen, den energetischen Aufwand für die notwendige Frostsicherung gering zu halten. Selbstverständlich musste dies unsichtbar durchgeführt werden. So entwickelten wir eine Ausführung der Dachdämmung, die nicht auffällt und der Holzboden des Obergeschosses wurde komplett mit Dämmung ausgefüllt. Dadurch konnte der Energieaufwand auf weniger als die Hälfte reduziert werden. Ein erneuter Beleg dafür, dass Energiesparen und Denkmalschutz kein Widerspruch sein müssen.

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