Welche Heizungsalternativen gibt es? – Teil 3: Wärmepumpe
Die Heizung muss zum Gebäude passen
Wenn man ein Haus neu baut oder energetisch saniert, kommt früher oder später die Frage nach der Heizung. Die Frage sollte möglichst früh gestellt werden, denn die richtige Heizung trägt entscheidend zur Energieeffizienz des Gebäudes bei, zur ökologischen Qualität und nicht zuletzt zu erträglichen Heizkosten. In Teil 1 ging es um die Gasheizung, in Teil 2 wurde die Ölheizung kurz beleuchtet. Nun wollen wir die Wärmepumpe unter die Lupe nehmen.
Wärmepumpe:
Die Wärmepumpe wird als ökologische Alternative zu den konventionellen Heizarten von Öl und Gas beworben. Prinzipiell arbeitet die Wärmepumpenheizung zum einen mit der Energiequelle Umwelt, zum anderen mit Strom. Und hier ist der Haken bei dem ökologischen Saubermann. Denn um Strom zu erzeugen, wird in Deutschland zum größten Teil immer noch Braunkohle, Steinkohle, Gas, Öl verbrannt oder radioaktive Brennstäbe verbraucht. Durch die Zunahme an Wind- und Wasserkraft, sowie durch die Photovoltaikstromerzeugung nimmt der Anteil zwar ab, doch liegt der Anteil konventioneller Energieträger bei der Stromerzeugung immer noch bei ca 75 %. Aufgrund der schlechten Wirkungsgrade bei der konventionellen Stromerzeugung muss man davon ausgehen, dass ca. 2,5 kWh konventionelle Energieträger gebraucht werden, um 1 kWh Strom zu erzeugen. Wenn nun die Wärmepumpe mit 1 kWh Strom 2,5 kWh Wärme erzeugt, dann ist das ökologisch genauso gut, als wenn man mit der Gasbrennwert-Heizung das Haus direkt beheizt hätte. Als Kennwert für die Effizienz der Wärmpumpenheizung wird dabei gerne der COP-Wert genommen. Dieser ist allerdings nur bedingt aussagekräftig, wenn es um die Beurteilung des ökologischen Effekts im Vergleich zu konventionellen Heizungen geht. Denn hier zählt nicht die Theorie im Labor, sondern die Realität. Letztere drückt sich in der Jahresarbeitszahl aus. Diese gibt das Verhältnis zwischen abgegebener Wärme an das Heizsystem zu aufgenommenen Strom an. Damit eine Wärmpumpenheizung tatsächlich ökologischer ist als Gas, muss hier also ein Wert deutlich über 2,5 erreicht werden. Die Arbeitsgemeinschaft Agenda 21 aus Lahr sieht eine Wärmpumpe erst ab einer Jahresarbeitszahl über 3,5 als befriedigend an. Und dies stellt – wie an verschiedenen Feldversuchen (z. B. 2 Feldversuche von der Lokale Agenda-Gruppe 21 Energie in Lahr )festgestellt – eine Herausforderung für die meisten Wärmepumpenheizungen dar. Entsprechend gute Werte erreichen i. d. R. nur Erdwärmepumpen oder Grundwasserwärmepumpen. Luft-Wasser-Wärmepumpen erreichen eine „befriedigende“ Jahresarbeitszahlen in den genannten Feldtests nicht.
Eine Wärmepumpe sollte in der Regel nur in Verbindung mit Flächenheizungen zum Einsatz kommen, um möglichst niedrige Vor- und Rücklauftemperaturen mit geringer Spreizung zu haben. Die Effizienz jedes Wärmpumpensystems geht in die Knie, wenn der Unterschied zwischen Temperatur der Energiequelle (Luft, Erde, Wasser) und der notwendigen Temperatur der Heizsystems (Heizung, Warmwasser) sehr groß wird. Als technische Besonderheit ist zudem zu beachten, dass die Energiequelle (Erde, Wasser) bei jedem Objekt anders ist und vorher auf die mögliche Leistungsfähigkeit untersucht werden muss. Nur dann kann man die Tiefe und Anzahl der notwendigen Bohrungen, die Größe des Wärmetauschers etc. richtig dimensionieren.
Von der Bedienung ist eine Wärmepumpenheizung – sofern sie richtig eingestellt ist – sehr komfortabel und im Haus recht leise. Man muss sich um nichts kümmern, es gibt keinen Lagerraum, keinen Schornstein, der Strom kommt über Leitung und die Wärmepumpe selbst ist nicht besonders groß. Bei der Luft-Wasser-Wärmepumpe kann allerdings die Außenstation erheblich Lärm machen. Das kann den Nachbarn dann schon mal nerven.
Die Energiekosten selbst hängen wesentlich von der Jahresarbeitszahl ab. Strom ist recht teuer und die Sondertarife werden nach und nach abeschafft, so dass man mit den üblichen Haushaltsstromkosten rechnen muss.
Der Strompreis steigt rasant – zwischen 2000 und 2014 hat sich der Preis verdoppelt
Bei einer Jahresarbeitszahl von 3 und einem Strompreis von derzeit 28 Ct/kWh erhält man Wärmeenergiekosten von 9,3 Ct/kWh. Das ist deutlich teurer als der aktuelle Gaspreis von ca. 7 Ct/kWh. Auch Öl ist derzeit günstiger. Die Investitionskosten einer effizienten Wärmepumpe sind zudem durch den Aufwand für die Bohrungen sehr hoch. Alles in allem kann man deswegen sowohl die Wirtschaftlichkeit als auch die Ökologie von Wärmepumpen hinterfragen. Anhand des hier ausgeführten, sollte eine Jahresarbeitszahl von mindestens 4 angestrebt werden, um eine echte wirtschaftliche und ökologische Alternative zur konventionellen Heizung darzustellen.
Sehr schöner Vergleich. Ich bin auch gerade am Planen einer Wärmepumpe und schaue mir die Vor- und Nachteile an. Es ist schon erstaunlich das es immer noch 75% der konventionellen Energieerzeugung in Deutschland gibt. Ich denke aber auch, dass dies immer weiter zurück geht. Energie aus einer Solaranlage oder Wärmepumpe wird sich dann schon durchsetzte. Aber auch die Windenergie und Wasserenergie wurde ja in den letzten Jahren immer wichtiger. Ich habe noch eine Frage zur Wärmepumpe. Zwecks Klimaerwärmung. Wird eigentlich eine Luft – Wärmepumpe mit der Zeit effektiver, wenn die Aussentemperaturen immer höher werden?
Sehr geehrter Herr Meier,
da müsste die Klima-Erwärmung aber schon deutlich zulegen, damit Luft-Wasser-Wärmepumpen in den ökologisch grünen Bereich kommen. Und das wollen wir ja mal nicht hoffen, denn die damit verbundenen ökologischen und sozialen Verwerfungen wären mit Sicherheit exponentiell größer als das, was derzeit als „Flüchtlingswelle“ bezeichnet wird. Zudem liegt der Hauptwärmebedarf im Winter, und trotz Klimaerwärmung ist nicht gesagt, dass der Winter für sich tatsächlich wärmer wird. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe wird erst dann ökologisch, wenn man sich entschließt diese ausschließlich mit Ökostrom zu betreiben. Wirtschaftlich ist sie dann im Betrieb trotzdem nicht. Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen. Beste Grüße und empfehlen Sie uns weiter! Z. B. auf Marktplatz Mittelstand oder dem Stadtbranchenbuch