Strom für die Wärmepumpe
Ist die Umstellung aller Gas- und Ölheizungen auf Wärmepumpe realistisch?
Die öffentliche Diskussion geht immer mehr in die Richtung, dass einfach nur alle Haushalte eine Wärmepumpe einbauen müssten und dann wäre das mit der Energiewende kein Problem.
Spoiler: Das ist Quatsch
Ausführlich:
Gemäß Umweltbundesamt gibt es in Deutschland 3 939 000 000 qm Wohnfläche. Davon werden ca 23,5 % mit Öl beheizt und ca 48,2 % mit Gas. (vgl. hier) (Um den Rest kümmern wir uns jetzt der Einfachheit halber nicht). Der durchschnittliche Verbrauch beträgt aktuell 15,4 l Heizöl/qm Wohnfläche bzw. 160 kWh/m² Wohnfläche Gas.
Möchte man all diese Heizungen nun durch Wärmepumpen ersetzen, dann braucht man dafür zusätzlich Strom. Eine Wärmepumpe ist eben eine Stromheizung. Ausgehend von diesen Daten erhält man eine abgeschätzte erforderliche Stromleistung bei einem COP von 2,5 (- das ist ein extrem optimistischer Wert bei unsanierten Gebäuden) der Wärmepumpe am kältesten Tag von ca 20 000 Windrädern bzw. 100.000 MW. Das würde bedeuten, dass der Wind gleichmäßig über alle Windräder bläst und alle Windräder unter Volllast laufen. Das ist unrealistisch. Deswegen sollte man mindestens doppelt so viele Windräder haben, also 40 000 Windräder bzw. 200 000 MW installierte Leistung. Denn irgendwo ist immer gerade Flaute.
Die Zubauraten an Windenergie gingen in den letzten Jahren stark zurück und liegen derzeit unter 2000 MW/Jahr. In den Hochzeiten lagen diese bei 6500 MW/Jahr. Die Zubauraten in den nächsten Jahren werden zwischen diesen beiden Werten liegen. Damit brauchen wir 31 bis 100 Jahre, um die erforderliche Stromleistung für die Umstellung der aktuellen Öl- und Gasheizungen auf Wärmepumpe regenerativ zu erreichen.
Einige denken, dass die PV-Anlage auf dem Dach den Strom für die Wärmepumpe liefern könnte. Im Sommer mag das sein. Im Winter bei kurzen Tagen und geringer Lichteinstrahlung ist dies nicht möglich. Den Strom vom Sommer in den Winter zu retten, funktioniert nur über die Umwandlung in Wasserstoff. Theoretisch möglich, aber derzeit noch ein recht teurer Sonderweg. Vielleicht ändert sich das in den nächsten Jahren.
Warum überhaupt regenerativ Strom? Wir könnten ja auch Gaskraftwerke bauen, oder? (Leider passiert genau das derzeit!). Wenn das die Lösung wäre, dann wäre die ökologische Katastrophe perfekt. Gaskraftwerke zu bauen, um Gasheizungen zu ersetzen ist ein Schildbürgerstreich, der ökologisch nicht nur keinen, sondern einen negativen Effekt hat.
Was heißt das?
Die Wärmepumpe ist nicht als alleiniger Problemlöser geeignet. Sie kann bestenfalls im Rahmen eines Gesamtkonzeptes einen Baustein darstellen.
Das Energieniveau der Gebäude ist insgesamt zu senken, damit generell weniger Energie verbraucht wird. Die Restenergie ist möglichst umweltfreundlich zu erzeugen.
(Dieser Blog-Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Helmut Pertz von EUA Ingenieurbüro)
Ich bin Eigentümerin einer relativ neuen Wohnanlage (10 Jahre). Wir haben eine Wärmepumpe und dachten genau das, eine PV-Anlage für den Strom der Wärmepumpe. Für eine WEG ist es ja nicht so einfach, einfach mal eine PV-Anlage aufs Dach zu legen da es viele gesetzliche Vorschriften (wie wird es verrechnet etc.). Durch diesen Beitrag wurde ich eines besseren belehrt. Allerdings wäre es vielleicht trotzdem sinnvoll. Sinnvoll da der Strom der im Sommer erzeugt würde kann ja verkauft werden und von diesem Erlös könnte doch dann Strom der Wärmepumpen bezahlt werden. ODER nicht ? Ich bin ein totaler Laie, somit verzeihen Sie es mir, wenn ich da etwas nicht falsch betrachte.
Hallo Rosa,
der Artikel dreht sich im Besonderen um die ökologischen Zusammenhänge, sprich: wo kommt der regenerative Strom für die Wärmepumpe her? Ihre Fragestellung ist im Wesentlichen ökonomisch: Kann ich mit dem erwirtschafteten Geld einer PV-Anlage die Kosten senken? Dazu kann man klar antworten: Selbstverständlich ist das möglich. Wenn Sie eine Anlage bauen, die komplett ins Netz einspeist, erhalten Sie derzeit eine Vergütung von 13,4 Ct/kWh bei einer Anlagengröße bis 10 kWp. Wenn die Anlage größer wird, sinkt der Wert
Um Ihre Kosten für die Wärmepumpe komplett durch die PV-Anlage zu erwirtschaften, müssten Sie je nach Strompreis für die WP und je nach Anlagengröße die 2 bis 4-fach Menge an PV-Strom ins Netz einspeisen, die Sie für die WP benötigen.
Ökologisch betrachtet ist es trotzdem so, dass Sie im Winter, dann wenn Sie den Strom für die Wärmepumpe benötigen, den Strom aus dem Netz bekommen. Und der Strom, der im Winter erzeugt wird, hat derzeit immer noch einen hohen nicht regenerativen Anteil. Sprich: Im Winter wird der Strom je nach Wetter zum Großteil aus Kohle, Gas, Öl und Atomkraft gewonnen. Dies können Sie tagesaktuell selbst auf der Seite smard.de sehen. Gestern z. B. war der Stromverbrauch in Deutschland bei ca 51 000 MWh, davon kamen 3 800 MWh aus Wind und PV. Das ist gerade mal ein Anteil von 7,5%. Der Rest ist nicht regenerativ. Die ökologische Wirkung, der Ausstoß von CO2, einer strombasierten Wärmepumpe ist damit gestern eher schlecht gewesen.
Wie schon geschrieben: Die ökonomische Betrachtung kann zu einer anderen Bewertung führen. Und eine PV Anlage macht zumindest im Sommer die Stromerzeugung ökologischer. Das Winterproblem wird sie leider (noch) nicht lösen.
Mit den besten Grüßen
Reinhard Schneeweiß