Heizleitungen sind lückenlos zu dämmen
Eine einfache Maßnahme zur Energieeinsparung wird oft vernachlässigt
„Die Heizleitungen hab ich extra nicht gedämmt, damit es im Keller nicht so kalt wird.“ Das oder ähnliches höre ich als Energieberater immer wieder. Aber, warum soll es im Keller nicht kalt werden? Meist geht es um die kalten Füße der Bewohner im Erdgeschoss. Da ist aber die (unkontrollierte) Beheizung des (zugigen) Kellers mit Sicherheit die teuerste und ineffektivste Maßnahme. Eine Kellerdeckendämmung verringert den Abfluss der Wärme in den Keller und erhöht die Fußbodentemperatur. Dazu aber mehr in einem anderen Blog-Beitrag. Kurz und gut: Heizleitungen, insbesondere die im nicht beheizten Keller, gehören gedämmt. Eine entsprechende Nachrüstverpflichtung besteht seit längerem auch in der Energieeinsparverordnung (EnEV § 10, Abs. 2).
Bei einigen Heizungsbauern ist diese Anforderung auch angekommen. Das Ergebnis dieser Dämm-Maßnahmen ist allerdings sehr unterschiedlich. Nachfolgend ein paar Beispiele, wie es nicht aussehen sollte:
In dem Bild ist zu sehen, dass es offensichtlich noch alte Leitungen gibt, die mit Gipsschalen gedämmt sind. In diesen Gipsschalen sind Vor- und Rücklauf der Heizung zusammengefasst. Das hat zur Konsequenz, dass der warme Vorlauf den kalten Rücklauf erwärmt. Die Abkühlung des Vorlaufs führt zu weniger Heizleistung im Wohnraum. Die Erwärmung des Rücklaufs wirkt sich negativ auf den Brennwerteffekt einer Brennwertheizung aus, da dieser möglichst niedrige Rücklauftemperaturen benötigt. Bei der Neuinstallation von Brennwertheizungen sollte also im Idealfall die Gipsschalen-Dämmung der alten Heizungsleitungen durch getrennte neue Dämmung ersetzt werden.
Auf dem Bild ist ebenfalls zu sehen, dass die Leitungsführung unter der Gipsschale so eng gemacht wurde, dass eine Dämmung offenbar zu „anstrengend“ oder „kompliziert“ war. Warum man die Leitung dann so neu gebaut hat, erschließt sich dem interessierten Laien ebensowenig wie dem Fachmann. Die Annahme, dass 10 cm ungedämmtes Rohr nicht relevant sind, ist leider falsch. Kupferleitungen leiten die Wärme ungedämpft nach außen ab und auch Kunststoffleitungen haben aufgrund der dünnen Wandung nahezu keine Dämm-Wirkung. Damit findet ein relativ hoher Energieverlust auch auf kleinen Flächen statt. Durch Dämmung gemäß EnEV wird der Energieverlust um ca 90% gegenüber dem ungedämmten Rohr vermindert. Bei einem ungedämmten Kufperrohr gehen pro Zentimeter ca 1 W Energie (Standardheizung) bzw. ca. 0,5 W Energie (Brennwert-/Niedertemperaturheizung) verloren. (vgl. Seite der IKZ) Der Energieverlust von 1 Meter entspricht damit schon der guten alten 100 W-Glühbirne. Vor diesem Hintergrund versteht man auch, warum auch die Aufhängungspunkte gedämmt werden sollen und nicht wie hier ungedämmt bleiben:
Zählt man allein die sichtbaren Aufhängungspunkte in dem Bild zusammen, so kommt man auf eine ungedämmte Gesamtlänge von ca 20 cm. Im gesamten Keller kommen da schnell 1 bis 2 Meter ungedämmte Leitungslänge zusammen. In Heizperiode brennen hier also permanent 1 bis 2 100-Watt-Glühlampen, ohne dass irgendjemand etwas davon hat. Warum soll man das bezahlen wollen? Der Grund für die ungedämmten Schellen ist meist der erhöhte Aufwand. Hier ist Handarbeit erforderlich, die Dämmschalen sind auszuklinken oder hier ist von Hand zu dämmen und abzukleben. Das dauert, lohnt sich aber. Und es geht auch.
Ähnlich schwer tun sich viele Handwerker mit den Armaturen. Diese sind selbstverständlich auch zu dämmen. Hierfür gibt es Formteile. Eine Übersicht, die nahezu alle Möglichkeiten berücksichtigt, findet man z. B. auf der Homepage von VelaClip. Es gibt also keinen Grund, die Armaturen ungedämmt zu lassen.
Aber selbst wenn gedämmt wird, ist die Ausführung entscheidend. Hier sind die Verabeitungsrichtlinien der Hersteller einzuhalten, damit die Dämmung auch funktioniert. Diese schreiben z. B. vor, dass die Schale zum Rohrumfang der Heizleitung passen muss. Hier darf keine Luft dazwischen sein. Meist werden die Schalen geschlitzt oder sind schon vorher geschlitzt. Diese Schlitze müssen verklebt werden und es wird empfohlen sie zusätzlich mit einem Klebeband zu sichern. Die Stöße zwischen den einzelnen Schalen sind ebenfalls zu verkleben. Abgänge sind genau auszustanzen und nicht grob auszuschneiden. Auf den nachfolgenden Fotos kann man sehen, wie man all diese Punkte ignorieren kann:
Wenn ich in solche Keller komme und Kunden erkläre, was hier falsch gelaufen ist, ist das Kind meist schon in den Brunnen gefallen. Die Firma ist weg, die Rechnung ist bezahlt. Die Möglichkeiten, die Firma nochmals in den Keller zur Nachbesserung zu bringen, sind gering und meist mit Streit und Aufwand verbunden. Besser ist es, wenn man während der Ausführung entsprechende Fachkompetenz an seiner Seite hat….
Wer sich weitergehend informieren möchte, kann dies auf der Seite von www.co2online.de tun. Die CO2Online GmbH ist gemeinnützung und wird vom Bundesumweltministerium und der Europäischen Kommission gefördert. Von dieser Seite stammt auch die nachfolgende Grafik.
SCHNEEWEISS ARCHITEKTEN ist seit inzwischen über 15 Jahren im Bereich des energiesparenden Bauens tätig. Und wir sind der festen Überzeugung, dass die Energiebilanz Deutschlands besser aussehen würde, wenn mehr Wert auf die Qualität der Umsetzung von Energiesparmaßnahmen gelegt würde. Wir können Ihnen helfen, dass Ihre Energiesparmaßnahme auch das hält, was sie verspricht.
Hallo, danke für die hilfreichen Informationen zum Thema Heizleitungen. Beim Neubau meines Onkels geht es momentan darum Wasserrohre und Heizungsrohre richtig zum dämmen. Ich wusste gar nicht, dass der Energieverlust pro Meter ungedämmter Rohre schon einer guten alten 100 W-Glühbirne entspricht.
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