Klimapaket 2019 – das Ende der Ölheizung – eine Aktualisierung
alles Öl – Foto Wikipedia, Fotograf: Glasbruch
Nachdem die Bundesregierung ein Klimapaket auf den Weg gebracht hat, zeigt sich bei vielen Endverbrauchern große Verunsicherung. Was heißt das für mich und meine Ölheizung? Ist es sinnvoll den Energieträger zu wechseln? Und wenn ja, auf was?
Das Klimapaket sieht u. a. eine CO2-Bepreisung vor. Diese steigt wie folgt
- 2019: 0 €/to
- 2020: 0 €/to
- 2021:
10 €/to25€/to
- 2022:
20 €/to30€/to - 2023:
25 €/to35€/to - 2024:
30 €/to45€/to - 2025:
35 €/to55€/to - ab 2026: Marktpreis,
mindestens 35 €/to
Schön, aber keiner tankt ja CO2. Wie viel CO2 ist denn in Heizöl oder Gas oder…
Ich bediene mich da einer sehr übersichtlichen Tabelle des Landesamt für Umweltschutz Brandenburg – emissionsfaktoren_co2_2017
Aus der Tabelle lässt sich lesen, dass für leichtes Öl 266 g je kWh anfallen. Erdgas schlägt mit 202 g/kWh zu Buche. Erdgas ist damit um ca 24 % besser als leichtes Heizöl. Bei Pellets werden 6 g/kWh als klimarelevant angesetzt, sofern in gleichem Maße aufgeforstet wird, wie abgeholzt wird. Allerdings ist hier zu beachten, dass Holz per se nicht als „ökologischer“ Brennstoff betrachtet werden kann. (Hierzu am Ende des Artikels noch mehr…)
Wie viel kWh hat 1 l leichtes Heizöl? Wie viel kWh ein kg Pellets? Den Energiegehalt der verschiedenen Heizmittel kann man hier sehen:
Erdgas | ca. 10,1 kWh pro Kubikmeter |
Heizöl | ca. 9,8 kWh pro Liter |
Pellets | ca. 4,8 kWh pro Kilogramm |
Scheitholz | ca. 4,0 kWh pro Kilogramm |
Strom | 1,0 kWh |
Gemäß Heizspiegel 2018 liegt der mittlere Verbrauch für Einfamilienhäuser bei 170 kWh je Quadratmeter Wohnfläche. Ein Einfamlienhaus von 150 qm hat damit einen Verbrauch von 25 500 kWh bzw. 2600 Liter leichtes Heizöl.
Was bedeutet dies nun angesichts der aktuellen CO2-Bepreisung und den üblichen Kostensteigerungen? In meinem Blogbeitrag zur Ölpreissteigerung habe ich gezeigt, dass es hier schwer ist, einen einzelnen Wert zu nehmen. Die untere Grenze liegt bei 1,5%, die obere Grenze aus der Vergangenheitsbetrachtung bei 5,5%.
Bei Pellets liegen nicht ganz so große Vergleichszeiträume vor, aber immerhin bis 2005. Wertet man diese Daten aus, so ergeben sich durchschnittliche Preissteigerungen zwischen 1,7% und 3% per anno, je nach betrachtetem Zeitraum. Geht man von diesen Daten aus und betrachtet einen 10 Jahreszeitraum mit den o. g. Verbräuchen, den CO2-Ausstoß, den aktuellen CO2-Preis, dann ergibt sich folgendes:
Öl: In 10 Jahren gibt man für die Beheizung zwischen 27 200 € und 32 500 € aus
Pellets: In 10 Jahren gibt man für die Beheizung zwischen 14 700 € und 15 700 € aus.
Für Interessierte habe ich die Berechnung als Excel-Tabelle hinterlegt.
Anhand dieser Daten kann man aus wirtschaftlichen Überlegungen – trotz des sehr niedrigen CO2-Preises – schon heute niemandem die Empfehlung geben eine neue Ölheizung einzubauen. Der Preisvorteil der Pelletheizung im Betrieb liegt im ungünstigtsten Fall bei 14 000 €, beim günstigsten Fall sogar bei 21 000 € in 10 Jahren. Davon abzuziehen ist selbstverständlich die höhere Investition, die nach Abzug der Förderung durch die BAFA bei ca. 8000 € liegt. Es ist also wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll, die alte Ölheizung durch eine Pelletheizung zu ersetzen.
Aber kann denn jetzt einfach jeder mit Holz heizen? Rechnerisch ja. Aktuell gibt es ca. 4 780 000 Ölheizungen und 492 000 Pelletheizungen.
Derzeit gibt es ca 11 Mio ha Wald in Deutschland. Der mögliche Waldzuwachs je ha beträgt je nach Baumart 10,3 bis 18,9 m³ je Hektar und Jahr. Damit besteht ein theoretischer Waldzuwachs von mindestens 113 Mio m³ je Jahr. (s. Waldwissen) Der Kubikmeter Holz entspricht ca 600 kg Gewicht. Das kg unverarbeitete Holz hat einen Energiewert von 4 kWh/kg. Die Energieleistung dieses theoretisch möglichen Waldzuwachs unter Berücksichtigung des für die Bauwirtschaft verwendeten Holzes beträgt 240 Mrd kWh. Unter Ansatz des o. g. Durschnittsverbrauches von 25 000 kWh könnten damit 9,6 Mio Ölheizungen ersetzt werden.
Der aktuelle Holzvorrat beträgt 3,7 Mrd. Kubikmeter. Dies entspricht einem Heizwert von 8,9 Billionen kWh. Würde man das gesamte Holz verheizen und nicht aufforsten, könnte man die o.g. Durchschnitts-Ölheizungen ca 74 Jahre lang durch Pelletheizungen ersetzen und danach wäre Deutschland kahl.
Diese Zahlen zeigen, dass der Umstieg auf holzbasierte Heizungen machbar und lösbar ist. Es zeigt aber auch, dass der Eingriff in die Natur und den Wald bei einem kompletten Umstieg auf Holzheizung sehr massiv wäre. Deswegen bleibt das eherne Gesetz der Energieberatung:
Den Energiebedarf nach Möglichkeit reduzieren und die erforderliche Restenergie möglichst umweltschonend erzeugen.
Deswegen würden wir uns wünschen, wenn die Lösungsansätze nicht in erster Linie im Wechsel des Energieträgers, sondern in der Reduzierung des Energiebedarfs gesucht würden. Je geringer die Verbrauchswerte der Häuser, desto leichter wäre ein kompletter Umstieg auf regenerative Heizsysteme wie z. B. eine Pelletheizung unter Beachtung strenger Herstellungsvorschriften..
PS 04.10.2022: zur ökologischen Betrachtung von Pelletheizungen achten Sie bitte auf neuere Entwicklungen und neuere Blogbeiträge